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Morbus Sudeck – wichtige Fragen und Antworten

Morbus Sudeck – wichtige Fragen und Antworten

Die Krankheit Morbus Sudeck wird heute zumeist komplexes regionales Schmerzsyndrom (englisch: Complex Regional Pain Syndrome, CRPS) genannt. Die Erkrankung tritt vor allem nach einer Verletzung auf. Es kommt zu langanhaltenden Schmerzen im betroffenen Bereich. Sowohl die Körperwahrnehmung als auch die Beweglichkeit können Störungen aufweisen. Die Therapie der Erkrankung ist recht komplex. Zum Glück lassen die Symptome bei mehr als 50 Prozent der Patienten mit der Zeit nach. Dabei gilt: Je früher der Morbus Sudeck erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In diesem Artikel beantworten wir die häufigsten Fragen rund um das Thema Morbus Sudeck.

Was ist Morbus Sudeck?

Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung, die zumeist chronisch verläuft. Das komplexe regionale Schmerzsyndrom ist immer Folge einer Gewebeverletzung. Diese kann beispielsweise durch einen Unfall entstehen. Aber auch nach Operationen können die Schmerzen auftreten. Das Besondere an der Schmerzsymptomatik ist, dass sie nicht mit der ursprünglichen Gewebeschädigung in Verbindung steht.

Welche Formen der Erkrankung gibt es?

Bei den meisten Patienten tritt der Morbus Sudeck nach Verletzungen an den Armen oder Beinen auf. Es können aber auch andere Körperregionen betroffen sein. Grundsätzlich wird zwischen zwei Typen der Krankheit unterschieden: CRPS Typ I und CRPS Typ II. Beim CRPS I liegt eine direkte Nervenschädigung durch die Verletzung vor. Dies ist beim CRPS II nicht der Fall.

Welche Ursachen haben die Schmerzen?

Die genauen Ursachen sind bisher unbekannt. Der Morbus Sudeck kann nach jeder Verletzung stehen. Dabei ist das Ausmass der Gewebeschädigung irrelevant. Ein kleiner Schnitt kann ebenso zu den gefürchteten Schmerzen führen wie ein grossflächiger Schaden. Besonders häufig tritt der Morbus Sudeck nach gelenknahen Knochenbrüchen sowie nach schmerzhaftem Einrenken auf. Auch einengende Verbände nach Verletzungen gehören zu den Auslösern. Psychologische Faktoren wie unverarbeitete Traumata können ebenfalls Ursachen sein. Hauptverantwortlich für die Ausbildung der Symptome ist vermutlich eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems. Experten vermuten, dass bei den Betroffenen eine überschiessende Reaktion des sogenannten Sympathikus den Heilungsprozess stört.

Wer ist besonders häufig betroffen?

Zwischen zwei und fünf Prozent aller Patienten, die eine Verletzung der Extremitäten erlitten haben, entwickeln danach Morbus Sudeck. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Dasselbe gilt für Personen, die zwischen 40 und 70 Jahre alt sind.

Welche Symptome treten bei der Krankheit auf?

Die Erkrankung verläuft in drei Stadien:

  1. Im ersten Stadium zeigen sich vor allem Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Schmerzen, Bewegungs- und Funktionseinschränkungen sowie Überwärmung. Ärzte bezeichnen diese Phase auch als entzündliches Stadium.
  2. Im Stadium II (dystrophes Stadium) gehen die Schmerzen zurück. Die Haut wirkt blass und fühlt sich kühl an. Teilweise bauen sich die Muskeln ab. Man spricht hier von einer Muskeldystrophie.
  3. Im dritten Stadium, auch atrophes Stadium genannt, sind die Schmerzen so gut wie verschwunden. Der Schwund von Muskulatur und Bindegewebe ist nun sehr deutlich. Die betroffenen Strukturen sind oft funktionsunfähig. So kann bei einem Morbus Sudeck im Bereich der Extremität eine vollkommene Gelenkversteifung auftreten. Die ständigen Schmerzen im Stadium I sowie die nachlassende Funktionsfähigkeit von Gelenken und anderen Strukturen haben einen extrem hohen Leistungsdruck zur Folge. Dies kann auch zu einer Depression führen.

Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Schmerzen und Missempfindungen in den betroffenen Gebieten
  • eine übermässige Schmerz- und Berührungsempfindlichkeit
  • eine gestörte Körperwahrnehmung der betroffenen Körperstellen
  • verminderte Kraft und eingeschränkte Beweglichkeit
  • Muskelzittern oder Muskelzuckungen
  • gestörte Feinmotorik
  • veränderte Hautfarbe und Hauttemperatur im Seitenvergleich
  • vermehrtes Schwitzen an der betroffenen Stelle
  • Wassereinlagerungen
  • gestörtes Wachstum von Haaren und Nägeln sowie von Bindegewebe, Knochen und Muskeln an der betroffenen Körperstelle

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Aufgrund der Vielzahl der Symptome müssen viele Patienten oft mehrere Ärzte aufsuchen, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Ein Verdacht auf Morbus Sudeck besteht aber immer, wenn einige Wochen nach einer Verletzung oder Operation oben genannte Symptome auftreten. Ob ein Morbus Sudeck vorliegt, entscheidet der Arzt unter anderem anhand der sogenannten Budapest-Kriterien. Dazu gehören zum Beispiel eine übermässige Schmerz- und Berührungsempfindlichkeit sowie eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit oder ein verändertes Haarwachstum im betroffenen Bereich. Weiterführende Untersuchungen wie Röntgen, Hauttemperaturmessungen oder ein Mehrphasenszintigramm eignen sich ebenfalls zur Diagnosestellung.

Wie erfolgt die Behandlung bei Morbus Sudeck und wie ist die Prognose?

Die Therapie ist recht komplex und erfordert die Zusammenarbeit von Experten verschiedener Fachgebiete. Die Patienten erhalten eine gezielte Schmerztherapie. Diese folgt dem von der WHO festgelegten Schema zur Behandlung chronischer Schmerzen. Ebenso verordnet der Arzt sogenannte Biphosphonate, um den Abbau von Knochensubstanz zu verhindern. Auch physiotherapeutische Massnahmen gehören zu den Therapien der Wahl. Ziel ist es, die Patienten möglichst gut zu mobilisieren. Physiotherapie kann ferner helfen, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen. Mithilfe von Ergo- und Psychotherapie lernen die Patienten zudem, ihre Krankheit zu akzeptieren und den Alltag zu meistern.

Die besten Erfolgsaussichten bestehen bei einer frühzeitigen Therapie. Die Hälfte aller Patienten hat nach der Behandlung keine Beschwerden mehr. Vor allem bei Kindern ist die Prognose jedoch eher ungünstig.

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